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Die Igel sind los: Stachelige Gesellschaft im Garten

Meist hört man ihn, bevor man ihn sieht - das typische Schnaufen, Schmatzen oder Rascheln unter der Staude verrät den stacheligen Gast schnell. Aber was tun, wenn der eigene Garten zum Igel-Revier wird?

Igel sind Wildtiere und sollten auch als solche behandelt werden. Das heißt: Menschliche Pflege und Versorgung sind grundsätzlich nicht nötig. Nichtstun ist in den meisten Fällen der beste Igelschutz, denn unsachgemäße Hilfbereitschaft schadet den Tieren oft mehr als sie ihnen nützt. Was Sie aber dazu beitragen können, dem Igel in Ihrem Garten zu einem artgerechten Lebensraum zu verhelfen, sagen wir Ihnen im Folgenden.

Top-Tipps für einen igelfreundlichen Garten

  1. Wilder Garten: Am wohlsten fühlen sich Igel in einem naturnahen Garten, in dem sich vor allem heimische Pflanzen und Hecken befinden, und in dem keinerlei chemische Dünger oder etwa Schneckenkorn eingesetzt werden. Schnecken sollten mit einem Igel im Garten ohnehin kein großes Problem mehr darstellen - er frisst sie und dient Ihnen somit als biologischer Schädlingsbekämpfer. Je vielfältiger ein Garten bepflanzt ist, desto umfangreicher fällt natürlich auch der Speiseplan des Igels aus. Aber nicht nur der Igel profitiert von einem nicht ganz so ordentlichen Garten (= hohes Gras, nicht zurückgeschnittene Stauden etc.), sondern auch Vögel, Amphibien, Reptilien und alle anderen Gartenbewohner. Natürlich muss Ihr mühevoll angelegter Außenbereich nicht völlig verwildern – erhalten Sie lediglich ein „wildes Eck“, das ist ein guter Anfang.
  2. Artgerechter Unterschlupf: Was die Behausung angeht, sind Igel recht genügsam. Als Schlaf-, Nist-, und Überwinterungsquartier dient Ihnen ein größerer Haufen Holz, Reisig und/oder Äste mit trockenem Laub. Also lassen Sie angehäufte Blätter und Zweige einfach liegen und tun Sie dem stacheligen Gartenbewohner damit etwas Gutes. Aber: Ein Lager aus reinem Laub ist für den nässeempfindlichen Igel meist zu wenig! Mit einem Stück Dachpappe oder Plane können Sie die Behausungen vor Nässe schützen. Auch der Hohlraum von Holzpaletten eignet sich gut als Igel-Höhle. Darauf gestapeltes Material schützt vor der Witterung. Gern angenommen wird auch ein im Gartencenter erhältliches Igelhaus oder eine Igelkuppel. Egal, welche Behausung Sie dem Igel zur Verfügung stellen, achten Sie jedenfalls darauf, dass Sie einen ruhigen und geschützten Platz dafür wählen – am besten neben oder unter einer Hecke.
  3. Schutz und Hilfe: Sie sind zwar gute Kletterer und lieben höhlenreiche und Wärme speichernde Steinhaufen oder Natursteinmauern, aber Zäune und Betonmauern können die kleinen Säugetiere nicht überwinden. Öffnungen im unteren Bereich des Hindernisses (ca. 13 x 13 cm) schaffen hier Abhilfe. Kellerschächte und Gruben hingegen sollten zur Sicherheit des Igels abgedeckt werden. Vorsicht sollte man auch bei der Gartenarbeit bzw. beim Einsatz von verschiedenen Gartengeräten walten lassen. Beim Umsetzen oder Abtragen von Kompost- oder Laubhaufen sollte man nach etwaigen Igelnestern Ausschau halten. Besonders igelfreundlich ist es, die Haufen zwischen November und März einfach stehenzulassen. Versehentlich abgedeckte Igel im Winterschlaf oder ein Nest mit Jungen sollten Sie gleich wieder zudecken. Mähroboter sollten im Übrigen nicht in der Nacht arbeiten. Igel sind nämlich genau dann aktiv, weil sie auf Futtersuche sind. Auf nächtlicher Nahrungssuche legen sie übrigens bis zu drei Kilometer zurück. Wonach dabei gesucht wird? Weiterlesen!
 

Igel vertragen den Milchzucker nicht, Koliken bis hin zum Tod können die gefährliche Folge für die kleinen stacheligen Gäste sein. Also bitte, keine Milch verfüttern! © inkevalentin/Adobe Stock

 

 

Igel füttern: Bitte keine Milch!

Grundsätzlich muss ein Igel außerhalb der nahrungsarmen Zeit nicht gefüttert werden. In einem naturnahen Garten findet der Insektenfresser alles vor, was auf seinem natürlichen Speiseplan steht: Käfer, Würmer, Larven, Schnecken, Asseln und andere Insekten. Auf seinen nächtlichen Streifzügen macht er allerdings auch vor Nestern mit jungen Mäusen oder Vogeleiern nicht halt.

Kurz nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf im zeitigen Frühjahr oder im Herbst nach einem verfrühten Wintereinbruch kann es sein, dass es keine oder zu wenig natürliche Nahrung gibt. Dann können Sie dem Igel mit fett- und eiweißreichem Futter helfen. Wenn Sie einen Igel füttern, dann tun Sie das am besten mit Katzenfutter, ungewürztem Hackfleisch und gekochtem Ei bzw. Eierspeise. Außerdem sollten Sie täglich frisches Trinkwasser in einem flachen Gefäß, das nicht umkippen kann (z. B. in einem Blumentopf-Untersetzer), bereitstellen. Besonders in der warmen und trockenen Jahreszeit ist das wichtig. Ist ein Gartenteich oder ähnliches vorhanden, können Igel dort ihren Durst stillen. Rampen aus Holz und flach auslaufende Uferbereiche mit Steinen, Pflanzen oder Böschungsmatten verhindern das Ertrinken. Gut gemeint sind Gemüse und Obst, aber Pflanzenfresser ist der Igel grundsätzlich keiner. Auch von Essensresten und Milchprodukten sollten Sie bei der Versorgung Ihres Igels im Garten absehen – Milch ist aufgrund des Milchzuckers für ihn nicht verträglich und kann unter Umständen tödlich sein. Im Gartenfachmarkt gibt es spezielles Nassfutter für Igel („Igel-Spezialfutter“). Wenn Sie ein solches kaufen, sollten Sie zu einer Mischung aus proteinreichen Insekten oder einem vollwertigen Mix aus Fleisch, Insekten und Ei greifen.

Igel im Garten überwintern lassen

Ungefähr im November, spätestens bei Wintereinbruch, fallen die Igel in ihren natürlichen Winterschlaf. Wenn Sie zuvor ein krankes, verletztes oder ein verwaistes (Jung-)Tier in Ihre Obhut genommen haben, können Sie anhand des Gewichts des Igels vor Wintereinbruch bestimmen, ob er weiterhin Ihre Hilfe braucht oder natürlich überwintern kann. Bei ca. 1000 Gramm Körpergewicht können Sie das Tier natürlich überwintern lassen. Wenn Ihr Igel erst kurz vor Wintereinbruch das notwendige Gewicht (Idealgewicht: junge Tiere ca. 650 g, ausgewachsene Tiere ca. 800 g) dafür erreicht hat, sollten Sie ihm helfen, und zwar so:

  • Igel in einen kühlen Raum wie Garage, Kellerraum o. ä. bringen
  • Behausung aufbauen (z. B. Holzstapel)
  • Weiter versorgen bis er in seinen Winterschlaf fällt
  • Wenn er im Frühjahr (ca. April) aufwacht, anfüttern bis das Normalgewicht erreicht ist
  • Möglichst an den ursprünglichen Fundort zurückbringen

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Datum: 23.04.2020
Kompetenz: Garten und Zaun

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