Dachgarten: Alles zu Planung, Aufbau und Kosten
Ungenutzte Dachflächen waren einmal. Heute wird auf dem Dach Strom produziert, Wärme erzeugt und immer öfter auch gegartelt. Wie das in der Praxis genau aussieht, welchen Nutzen der Garten am Dach hat und wie viel er kostet, erfahren Sie hier.
Ein Garten mitten in der Großstadt muss kein unerfüllbarer Traum bleiben. Mit einer Gebäudebegrünung können Sie sich einen vollwertigen Gartenersatz aufs Dach holen und Ihr Haus gleichzeitig vor Lärm, Hitze, Kälte und Wettereinflüssen schützen. Wichtig ist, mit der Planung und Umsetzung einen Experten zu beauftragen. Für ein schönes, langlebiges Gründach muss einiges zusammenpassen: Standort, Pflanzenarten, Bewässerungssystem sowie Material- bzw. Systemwahl.
Eignet sich mein Dach für eine Begrünung?
Wenn Sie ein Flachdach mit bis zu 5 Grad Neigung haben, lautet die Antwort "ja"! Gerade die im Neubau besonders beliebte Dachform ist nämlich ein idealer Kandidat für eine Begrünung. Mit der passenden Technik – und die gibt’s mittlerweile – können aber nicht nur Flach-, sondern auch steile Schrägdächer bepflanzt werden. Ab einer Neigung von 26 Prozent müssen allerdings Vorkehrungen gegen das Abrutschen des Gründachs getroffen werden. Nicht begrünt werden können herkömmliche Ziegeldächer, Blechdächer nur mit zusätzlichem technischem und konstruktivem Aufwand.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Gründach?
Grüne Dächer sind nicht nur etwas fürs Auge. Sie kühlen ihre direkte Umgebung und verbessern so das Mikroklima. Dieser Kühlungseffekt ist bei intensiv begrünten Dächern stärker als bei einer Extensivbegrünung. Die Pflanzen am Dach filtern außerdem Feinstaub und andere Schadstoffe aus der Luft, fördern die Biodiversität, halten Regenwasser zurück, dämpfen Lärm und reduzieren Wärmeverluste.
Gegen ein Gründach spricht in erster Linie die Gefahr von Gebäudeschäden, verursacht durch Feuchtigkeit und Pflanzenwurzeln. Beides haben Sie allerdings nicht zu befürchten, wenn Sie für die Planung und den Aufbau mit einem Profi zusammenarbeiten, am besten mit einem Betrieb mit VfB-Betriebsgütesiegel. Denn dieser verpflichtet sich zu einer normgerechten Ausführung und sorgt unter anderem mit Wurzelschutzbahnen, Drainschichten und wurzelfesten, schadstofffreien Abdichtungen für ein dichtes Gründach.
Intensive oder extensive Begrünung?
Wollen Sie Ihr Dach begrünen, kommen zwei unterschiedliche Varianten in Frage: die extensive und die intensive Begrünung. Beide Begrünungsarten eignen sich für Einfamilien- und Wohnhäuser, sie unterscheiden sich aber vor allem im Aufbau und im Pflegeaufwand:
Was ist eine intensive Dachbegrünung?
Eine Intensivbegrünung ist nichts anderes als ein vollwertiger, begehbarer Dachgarten. Er braucht wie die Grünfläche hinter dem Haus entsprechende Pflege, das heißt Düngen, Mähen, Schneiden, Mulchen und Laub entfernen gehören hier ganz normal dazu. Der Gestaltung und Nutzung sind kaum Grenzen gesetzt. Ob Sie Rasen, Stauden oder Bäume am Dach anplanzen möchten - dank der Aufbauschicht von 20 bis 150 Zentimeter haben Sie bei der Pflanzenauswahl freie Hand.
Was ist eine extensive Dachbegrünung?
Die extensive Dachbegrünung ist die Alternative für Dächer, die statisch nur einen leichten Aufbau zwischen 10 bis 20 Zentimeter zulassen, oder für sanierte Dächer. Zum Einsatz kommen nährstoffarme Substrate und robuste, stressresistente Pflanzen wie Sukkulenten, Moos und verschiedene Bodendecker, die mit Ausnahme der Anwuchsphase nicht bewässert werden. Ein extensiv begrüntes Dach kann von den Hausbewohnern nur eingeschränkt genutzt werden, dafür ist es wesentlich pflegeleichter. Dennoch braucht es ein bis zwei Pflegedurchgänge pro Jahr, damit sich keine invasiven Pflanzen ausbreiten, das Substrat bei Bedarf aufgefüllt werden kann und technische Probleme, die zu Schäden an der Bausubstanz führen können, frühzeitig erkannt werden.
Wie ist ein Gründach aufgebaut?
Damit das Gründach nicht undicht wird, muss der Schichtenaufbau korrekt ausgeführt sein. Intensivbegrünungen sind mehrschichtig aufgebaut, das heißt, Vegetations-, Substrat-, Filter- und Drainschicht sind getrennt.
1. Vegetation: Einzelpflanzen, vorkultivierte Pflanzen oder Fertiggründach-Module
2. Substrat: Schüttstoffgemisch, z. B. aus Lava, Bims, Blähton, Blähschiefer und organischem Material
3. Filterschicht: verhindert das Verschlämmen der Drainschicht
4. Drainage und Speicher: speichert Wasser und leitet überschüssiges Wasser ab
5. Schutz- und Speichervlies: schützt die Abdichtung vor Verschleiß
6. Dachabdichtung: schützt das Gebäude vor Feuchtigkeit und Schäden durch Wurzeln
7. Unterkonstruktion: am besten für das Begrünen geeignet ist das Warmdach
Was kostet das Gründach pro Quadratmeter?
Der Preis für ein grünes Dach variiert je nach Gebäudetyp und Art der Dachbegrünung. Soll das Dach eines zweigeschoßigen Einfamilienhauses extensiv begrünt werden, ist mit Kosten von 2,45 Euro zu rechnen, bei einer aufwändigeren Intensivbegrünung mit 9,56 Euro. Bei diesem treiben vor allem die Pflegekosten den Preis in die Höhe.
Welche Pflanzen wachsen am Dach?
Bei der Auswahl der Pflanzen müssen Faktoren wie Klima und Gebäudestandort berücksichtigt werden. Zudem eigenen sich manche Pflanzen schlicht und einfach nicht für die Dachbegrünung und sollten nicht angepflanzt werden, darunter Bambus. Sein starkes Wurzelwachstum kann selbst wurzelfeste Dachabdichtungen beschädigen. Bepflanzt werden kann der Dachgarten zum Beispiel mit Goldlauch, Glockenblume, Wegwarte, Johanniskraut, Ysop, Schwertlilie, Iris, (Wiesen)-Salbei, Thymian, Oregano, Königskerze, Zittergras, Perlgras, Federgras, Wacholder, Sommeraster, Zwergaster, Lavendel, Blauköpfchen, Küchenschelle, Fetthenne, Efeu und Skkulenten. Geeignete Gehölze sind Felsenbirne, Schmetterlingsstrauch, Kornelkirsche, Ginster, Zierapfel oder Rosen.
Ausgesät und angepflanzt wird im Frühling oder Herbst. Sehr schnell geht’s mit vorgefertigten Fertiggründach-Modulen, die sofort verlegt werden können. Grundsätzlich muss man bei der Auswahl der Dachgarten-Pflanzen bedenken, dass sie Sonne, Wind und Regen am Dach stärker ausgesetzt sind als am Boden. Zudem haben sie weniger Wurzelraum zur Wasser- und Nährstoffspeicherung zur Verfügung. Sofern es die Dachlasten zulassen, können die Pflanzen mit einem höherer Substrataufbau noch besser vor Austrocknung und Frost geschützt werden. Denn je höher der Substrataufbau und je absorptionsfähiger die Komponenten, desto mehr Wasser kann gespeichert werden.
Muss ich mein Gründach gießen?
Gründächer müssen grundsätzlich nicht manuell bewässert werden. Spezielle Einbauten wie Drainage- und Speicherkörper, Speichervliese und -matten, Anstauelemente und integrierte Zisterne speichern das Regenwasser und die Pflanzen bleiben gut versorgt. Regnet es länger nicht oder wurde neu angepflanzt, kommt man ums Gründachspritzen aber nicht herum. Bei der Planung sollte deshalb an einen Wasseranschluss am Dach gedacht werden. In der Praxis wird aber ohnehin häufig eine autarke Bewässerung installiert. Bewässerungsanlagen halten den Pflegeaufwand für das Gründach bei so gut wie Null und verbrauchen im Vergleich zur manuellen Bewässerung auch rund 40 Prozent weniger Wasser.
Brauche ich eine Genehmigung für den Dachgarten?
Will man dem tristen Grau am Dach ein Ende setzen, ist Eigeninitiative gefragt. Was beim Eigenheim kein Problem ist, kann bei einem Mehrparteienwohnhaus schon etwas kompliziertet werden. Denn alle Eigentümer des Hauses, zu dem das Dach gehört, müssen dem Dachgarten zustimmen. Verweigert nur ein Miteigentümer seine Zustimmung, ist der Traum vom Garten am Dach geplatzt. Der Einreichplan ist mit sämtlichen Unterschriften und einem Statischen Gutachten bei der Baupolizei einzureichen. Die Baupolizei legt einen Termin für eine Bauverhandlung fest, bei der auch noch alle unmittelbaren Anrainer die Möglichkeit haben, Einspruch einzulegen. Sind alle Einwände ausgeräumt, darf man mit einem positiven Baubescheid rechnen.