Regen sinnvoll nutzen - mit Gebäudebegrünung!
Bei Ihnen fließt Regenwasser noch immer ungenutzt in den Kanal? Schade drum! Denn das Wasser ließe sich sammeln, speichern oder im Haus und Garten nutzen - eine Bauwerksbegrünung macht's möglich! Hier alle Infos.
Regen ist kostenlos und bringt viel. Man muss ihn nur zu sammeln und zu nutzen wissen. Werden dafür konkrete Maßnahmen ergriffen, spricht man von Regenwassermanagement. In den Städten kommen in den letzten Jahren zum Beispiel vermehrt Bauwerksbegrünungen zum Einsatz. Fassaden und Dächer bieten viel freie Fläche und damit viel Potenzial für eine Begrünung. Das hier aufgefangene Regenwasser kann auf mehrere Art genutzt werden: man lässt es entweder gezielt versickern, verdunsten oder nutzt es im Gebäude.
Gründach entlastet Kanalsystem
Gerade in den Städten ist der hohe Versiegelungsgrad ein Problem. Wasser, das eigentlich von Pflanzen benötigt wird, verschwindet ungenutzt im Kanalsystem. Dieses wiederum kommt vor allem bei Starkregen an seine Grenzen. Häufig kann es die Wassermassen nicht mehr stemmen, was Überflutungen zur Folge hat. Begrünungen nehmen Wasser auf und geben es über Pflanzen und Substrate kontrolliert wieder ab. Dachbegrünungen wirken wie ein Schwamm und speichern je nach Aufbaudicke bis zu 100 Prozent der Niederschläge. Selbst eine extensive Dachbegrünung von nur wenigen Zentimetern Stärke kann im Jahresverlauf 350 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Sogenannte Retentionsdächer speichern große Mengen Regenwasser in Kunststoff-Boxen unter dem Begrünungsaufbau und geben es zeitverzögert an die Kanalisation ab, wodurch diese entlastet wird. Solche Systeme kommen im privaten Bereich jedoch noch wenig zum Einsatz.
Verdunstung sorgt für besseres Mikroklima
In dicht bebauten Gebieten fehlt es an natürlicher Vegatation und damit auch an Verdunstung. Beton, Asphalt und dunkle Fassaden heizen sich stark auf, wodurch überall in der Stadt Hitzeinseln entstehen. Werden Gebäude jedoch begrünt, kann die Umgebungsluft spürbar abgekühlt werden. Denn anstatt das Regenwasser in die Kanalisation abfließen oder irgendwo zwischen Pflastersteinen versickern zu lassen, nehmen es die Pflanzen auf, verdampfen es an der Blattoberfläche und entziehen so der Umgebung Energie, wodurch diese abkühlt. Die gefühlte Umgebungstemperatur sinkt so um bis zu 13 Grad Celsius. Die Pflanzen wirken also wie eine kleine Klimaanlage.
Regenwassernutzung spart Trinkwasser
Bauwerksbegrünungen können Regenwasser nicht in unendlichen Mengen aufnehmen. Das Regenwasser, das zum Beispiel vom begrünten Dach abfließt, kann aber für die WC-Spülung, die Gartenbewässerung und die Gebäudereinigung eingesetzt werden. Und so funktioniert das Ganze: Das vom Gründach abfließende Wasser wird in einem Speicher gesammelt. Mit Hilfe einer Pumpe wird es entnommen und über vom Trinkwassernetz getrennte Leitungen ins Haus transportiert. So lässt sich viel Trinkwasser sparen - der Verbrauch sinkt um rund 35 Prozent. Viele Anwendungsmöglichkeiten gibt es auch für Gewerbe und Industrie, zum Beispiel kann das Regenwasser zur Gebäudekühlung verwendet werden. Für private Haushalte sind die Anschaffungs- und Wartungskosten einer Regenwassernutzungsanlage recht hoch und armotisieren sich erst nach gut 10 Jahren.
Gibt's auch Nachteile?
Jede Bauwerksbegrünung ist eine bautechnische und statische Herausforderung und muss von einem Experten umfassend geplant werden. Abgesehen davon muss geklärt werden, ob das gesammelte oder abfließende Regenwasser auch wirklich unbedenklich ist. Bauwerksbegrünungen können verunreinigtes Wasser zwar filtern, reinigen und sogar die Funktion einer Kläranlage übernehmen, bei manchen Dacheindeckungen (Kupfer, Zink, Bitumenabdichtung) ist aber Vorsicht geboten. Eine etwaige toxische Belastung des gesammelten Regenwassers kann ein Hindernisgrund für einen geschlossenen Kreislauf sein und Projekte auch aus wirtschaftlicher Sicht uninteressant machen. Auch andere Faktoren müssen bei Bauwerksbegrünungen als Teil eines aktiven Regenwassermanagements berücksichtigt werden, zum Beispiel die bedarfsgerechte Steuerung des Überschusswassers oder die Aufbereitung des Wassers mit Hilfe von Filteranlagen.