Leitzins in Eurozone sinkt, Kredite weiter teuer
Nachdem sich die Inflation in der EU weiter abgeschwächt hat, senkt die EZB den Leitzins von zuletzt 4,5 auf 4,25 Prozent. Für Kreditnehmer bleibt das Geld leihen dennoch weiterhin teuer.
Insgesamt zehn Mal hat die europäische Zentralbank den Leitzins in den vergangenen zwei Jahren erhöht, um gegen die Rekordinflation in der EU anzukämpfen. Mit den wiederholten Zinserhöhung wollte die EZB Kredite verteuern, um die Nachfrage zu bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenzuwirken. Nun hat EZB die erste Zinssenkung in der Eurozone seit mehr als acht Jahren angekündigt: Der Leitzins sinkt einen Viertelprozentpunkt auf 4,5 Prozent. Auch der für die Finanzmärkte relevante Einlagensatz für Banken wird verringert. Sie bekommen für Geld, das sie bei der Zentralbank parken, nur noch 3,75 Prozent. Ob es in Zukunft zu weiteren Zinssenkungen kommen wird, dazu machte EZB-Chefin Christine Lagarde keine Angabe.
EZB folgt anderen Notenbanken
Mit der Absenkung des Leitzins folgt die EZB den Notenbanken in Kanada, der Schweiz und Schweden, die bereits die Zinsen gesenkt haben. Die US-Notenbank Fed wartet noch ab, weil sich die Inflation in den Vereinigten Staaten zuletzt mit 3,4 Prozent als weiterhin sehr hartnäckig erwiesen hat. Experten erwarten, dass es in den USA erst im Herbst zu einer Leitzinssenkung kommen wird.
Aktuelle Inflationrate in Österreich
In Österreich lag die Inflationsrate im Mai laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 3,3 Prozent. Das ist die niedrigste Inflationsrate seit September 2021. Sie liegt dennoch über dem EU-Durchschnitt von aktuell 2,6 Prozent. Ziel der EZB ist eine Teuerungsrate von 2 Prozent. Für heuer erwartet die EZB jedoch noch eine Teuerungsquote von 2,5 Prozent und auch 2025 soll sie mit 2,2 Prozent weiter über dem Zielwert liegen. Eine endgültige Zinswende stellt die Leitzinssenkung deshalb wohl eher nicht dar. Dafür ist die Inflation nach wie vor zu hoch.
Was bedeutet die Leitzins-Senkung für Kreditnehmer?
Die Folgen der vergangenen Leitzinserhöhungen werden trotz Leitzinssenkung für Verbraucher weiter spürbar sein. Kredite, besonders Immobilienkredite, sind in den letzten zwei Jahren immer teurer geworden, immer weniger Menschen können sich etwa die Finanzierung von Wohnraum leisten - zumal im Sommer 2022 auch die Vergabekriterien für Wohnbaukredite verschärft worden sind. Für Kreditnehmer, die aktuell eine Finanzierung mit einem variablen Zinssatz haben, wird es zumindest etwas Erleichterung geben. Denn auch der Sechsmonats-Euribor ist gesunken, auf etwa 3,75 Prozent, wodurch die monatliche Belastung für die meisten Kreditnehmer demnächst leicht abnehmen wird.