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Arbeitgeber "gehen bis zur Selbstausbeute"

Die Konjunkturprognose für 2015 sieht düster aus. Vor allem die Baubranche ist von Auftragsrückgängen betroffen. Als Arbeitgeber ist das Bau- und Baunebengewerbe aber nach wie vor wichtiger denn je.

Angesichts der schlechten Konjunkturprognosen für 2015 ruft die Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zu einer Ausbildungsoffensive auf. Vor allem die Baubranche ist von Auftragsrückgängen betroffen. Als Arbeitgeber ist das Bau- und Baunebengewerbe aber nach wie vor wichtiger denn je, so Gewerbe-Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.

Düstere Konjunkturprognose

Schon die ersten drei Quartale sind 2014 nicht gut gelaufen und das Stimmungsbarometer ist im vierten Quartal weiter gesunken. Im Jahresvergleich von minus sieben Prozentpunkten auf minus 14 Prozentpunkte. "Betriebe mit deutlich schlechterer Geschäftslage finden sich im Bereich Bau. Gut ein Drittel der Betriebe kämpft mit der schwachen Konjunktur. Die Nachfrage ist schwach wie selten zuvor und das wird sich auch im laufenden Jahr nicht ändern", ist Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria sicher.

So ist der Auftragsbestand Ende 2014 mit minus 6,2 % weiter gesunken. Diese Ergebnisse korrespondieren auch mit dem von 96,1 auf 93,2 Punkte gesunkenen Wirtschaftsklimaindikator der EU-Kommission. Für die Zukunft erwarten laut repräsentativer Umfrage noch weniger Unternehmen als bisher steigende Auftragseingänge bzw. Umsätze (1.Quartal 2014: -2 Prozentpunkte, 1. Quartal 2015: - 12 Prozentpunkte).

Beschäftigtenstand stabil

Trotzdem bleiben die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern treu. 80 Prozent der Unternehmen in der Sparte Gewerbe und Handwerk planen, ihren Beschäftigtenstand zu halten, sechs Prozent wollen diesen sogar im Durchschnitt um 18,7 Prozent erhöhen. Die restlichen 14 Prozent sehen eine Senkung des Mitarbeiterstands im Schnitt um 23 Prozent vor. Damit liegt der Personalbedarf auf dem Niveau des Vergleichsquartals aus dem Vorjahr, wie die Berechnungen der KMU Forschung Austria ergeben.

Bornett: "Es ist anerkennenswert, dass trotz dieser widrigen Umstände und pessimistischen Einschätzungen das Gewerbe und Handwerk seinen Beschäftigtenstand auf Vorjahresniveau halten wird. Die Position als Arbeitgeber Nummer 1 ist dadurch nicht gefährdet, wenngleich mit höherer Bauarbeitslosigkeit zu rechnen sein wird." So wird in der Baubranche ein Rückgang des Personalbedarfs um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal erwartet.

Nationalen Qualifikationsrahmen umsetzen

"Bis zur Selbstausbeutung" gehen die Unternehmer um ihre Fachkräfte zu halten, sagt Bornett. Umso wichtiger seien Impulse zur Belebung der Wirtschaft. Ein wichtiger Schritt sei unter anderen die Umsetzung des europäischen Qualifikationsrahmens auf nationaler Ebene, in dem vergleichbare Bildungslevel geschaffen werden. In Deutschland zum Beispiel wird die Meisterqualifikation im deutschen Qualifikationsrahmen der gleichen Niveaustufe 6 zugeordnet wie der Bachelorabschluss. Eine österreichische Lehre entspräche mit Level 4 dem gleichen Niveau wie eine AHS-Matura. "Ich appelliere an die Frau Bildungsministerin umgehend den österreichischen Qualifikationsrahmen mit Level 6 für die österreichische Meisterprüfung zu verankern", fordert Scheichelbauer-Schuster. "Wir können es nicht akzeptieren, dass österreichische ArbeitnehmerInnen mit Zeugnissen von Meister- und Befähigungsprüfungen bei Bewerbungen gegenüber anderen EU-Bürgern benachteiligt werden. Gleiches gilt für österreichische Unternehmen, die deshalb bei öffentlichen Aufträgen im Ausland benachteiligt werden."

Impulse setzen

Nicht nur für das Exportgeschäft und für die Teilnahme bei Ausschreibungen brächte der Qualifikationsrahmen positive Effekte, er würde auch zu einer Aufwertung der Lehre führen, sind sich die Experten einig. Der Bedarf nach Fachkräften sei gegeben, wenn umgehend Impulse für mehr Wachstum und Beschäftigung gesetzt werden, ist Scheichelbauer-Schuster sicher. Dazu zählt sie Maßnahmen, wie die Weiterführung des Handwerkerbonus bei Aufhebung der Deckelung, und der staatlichen Förderung von thermischer Sanierung sowie die Erhöhung von öffentlichen Aufträgen. "Die angekündigte Erhöhung der öffentlichen Investitionen muss aber auch bei den Unternehmen und damit bei den ArbeitnehmerInnen ankommen. Nicht zuletzt zur Kaufkrafterhöhung", betont die Spartenobfrau. Vor allem im Baugewerbe wäre der Bedarf nach Fachkräften da: "Immerhin fehlen in Wien rund 30.000 Wohnungen, die erst gebaut werden müssen", sagt Bornett.

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Datum: 23.01.2015

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